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Life

Zu den Wundern am Radfahren gehört die enge Gemeinschaft leidenschaftlicher Menschen, die dem Sport und der Szene Leben einhauchen. Mit ihren Händen und ihrer Leidenschaft erschaffen diese Handwerker höchst funktionale Kunstobjekte, mit individuellen Lösungen und Veredelungen für Nutzer, die sich einen hohen Grad an Personalisierung wünschen.

Darum wollen wir die Menschen hinter diesen Fahrrädern ins Rampenlicht holen und sie mit ihren Schöpfungen auf eine Weise darstellen, die beiden gerecht wird. Deshalb haben wir den Radsportfotografen Jordan Clark Haggard auf der NAHBS 2019, der North American Handbuilt Bicycle Show, beauftragt, die Persönlichkeiten der Erschaffer und die Schönheit ihrer Kreationen im hier folgenden Foto-Essay festzuhalten. Wir werfen ein paar verliebte Blicke auf die bezauberndsten Einzelheiten – und erhaschen vielleicht auch einen kleinen Einblick in das Wesen der Menschen und Geschichte hinter ihren Rädern.

FiftyOne

Der Ire Aiden Duff ist einer der wenigen Rahmenbauer, die mutig genug sind, Custom-Rahmen aus Carbon zu fertigen. Um aus diesem Material Einzelstücke zu bauen, die auf Weltniveau mitspielen und optisch derartige Volltreffer sind, braucht es neben unglaublicher Phantasie auch eine irrsinnige Menge an Werkzeugen und Vorrichtungen sowie immensen Materialeinsatz. Duff brachte zwei Bikes mit zur NAHBS, die seine zwei großen Leidenschaften abbilden: klassische Rennräder und Profiboxen.

Das Zeitfahrrad, dessen Farbgebung an das Brooklyn Chewing Gum Cycling Team erinnert, wurde in einem Rahmendesign entworfen, das zur Blütezeit des Teams den UCI-Bestimmungen entsprach. Als „Restomod“-Studie verbindet es moderne Werkstoffe und Performance mit einer Formgebung, die an Maschinen einer hochverehrten und doch längst vergangenen Zeit erinnert.

Der weiße Disc-Renner, den Duff ausstellte, ist eine Maßanfertigung für niemand geringeren als Anthony Joshua, den 1,98 Meter großen Schwergewichts-Boxweltmeister. Die Farbgebung adressiert Joshuas Zugang zum Sport. „AJBXNG“ auf dem Oberrohr benennt Sportler und Disziplin. Auf dem Vorbau findet sich ein Verweis auf die innere Einstellung, die für einen Weltmeistertitel nötig ist: „258“ bedeutet 25 Stunden täglich, 8 Tage die Woche – mehr als 24/7. Am Steuerrohr prangt ein Löwe als Symbol für Großbritannien und Joshuas Credo „Stay Hungry“. Auf der Kettenstrebe liest man „2.2.0.1“ – was den Status des Weltmeisters als ohne Gleichen („Second to No-One“) versinnbildlicht.

Um sicherzustellen, dass das Rad die unbändigen Wattzahlen aushält, die Joshuas Beine zu produzieren in der Lage sind, verwendet Duff ein sogenanntes „Plasma“-Verfahren, um Carbonrohre miteinander zu verbinden. Dahinter steht ein CPA-Prozess (Controlled Polymer Ablation), der für eine stärkere Haftung zweier Carbonrohre miteinander sorgt. Laut Duff erreicht er so bei allen seiner Rahmen eine um 21 Prozent höhere Abscherfestigkeit.

English

Technische Sachkenntnis, konstruktiver Scharfsinn und meisterliche Ausführung – keiner vereint diese Fähigkeiten wie Mr. Rob English. All diese Qualitäten stehen vereint in diesem atemberaubenden Rennrad. Tatsächlich wirkt das Rad derart klar, dass man die Details fast übersieht, die dieses einzigartige Gefährt ausmachen.

Die Bremsleitungen verlaufen komplett innen – vom Hebel bis zur Bremse. Damit das möglich wird, hat English einen Steuersatz selbst entwickelt, der perfekt zur BMC-Carbongabel mit werksseitiger Integration der Bremsleitung passt. Die Lagersitze hat er einzeln in das ovalisierte Steuerrohr gelötet – und erreicht so am Cockpit eine noch nie dagewesene saubere Silhouette. Die hintere Bremsleitung legt English mittels eines T47-Innenlagers um die Sram-Dub-Kurbelwelle herum – so kann sie auch diese Engstelle im Innern des Rahmens passieren. Die hintere Bremse montiert English mit einer eigenen Flatmount-Aufnahme aus Stahl, die sogar leichter ist die üblichen Bremsaufnahmen aus Carbon!

Das Oberrohr wurde für bessere Fahreigenschaften ovalisiert und bietet so bei einem kleineren, leichteren Rohr dieselbe Seitensteifigkeit wie ein größeres, rundes. Das Sitzrohr wurde ausgefräst, um einen hauchdünnen Spalt zum hinteren Reifen zu ermöglichen. Aber damit noch nicht genug: English hat außerdem einen sehr schicken, zurückgenommenen Umwerferanlöter entworfen, der dem Kunden die Wahl zwischen Einfach- und Zweifachantrieben lässt, ohne dass sich eine eventuell ungenutzte Aufnahme unschön in den Vordergrund drängelt.

Fowler

Die Räder von Brook Fowler sind Selbstdarstellung im allerbesten Wortsinne. Wie Fowler selbst, sind die Räder präzise und sehr brauchbar – dabei aber fröhlich und ein Garant für lächelnde Gesichter. Zunächst langjähriger Mitarbeiter und schließlich Leiter des Sram-Händler-Services, wechselte Fowler später ins Marketing-Team. Er weiß also eine Menge darüber, wie man Rädern und Menschen Gutes tut. Und was könnte man irgend jemandem Besseres angedeihen lassen als einen strahlend-violetten, von Hand gebauten, gemufften Mixte-Renner? Darüber müssen wir jetzt wirklich kurz nachdenken … Nee, da fällt uns nichts ein.

Moots Routt

Dieses „Routt“ von Moots wurde von einer wahren Koryphäe seines Fachs lackiert: Rudi Jung von Black Magic Paint. Der bereits mit einem „NAHBS-Best-in-Show-Finish“-Award hoch ausgezeichnete Künstler hat hier nicht einfach ein extrem stimmiges und farbenfrohes Design abgeliefert, er hat sich in Präzision und Kunstfertigkeit ein weiteres Mal selbst übertroffen. Diese Leistung wird umso imposanter, wenn man bedenkt, dass Jung das alles mal eben mit links macht. Und das ist absolut wörtlich zu verstehen, denn er kann seinen rechten Arm nicht benutzen. Wer mehr über ihn und seine Geschichte erfahren will, klicke bitte hinüber zu The Radavistdort gibt es eine großartige Fotodoku über Rudi Jung und seine Arbeit.

Mosaic

Wie will man ein auf akribischste Weise geformtes Titan-Gravel-Bike noch verbessern? Natürlich mit einer Motorboot-Lackierung und großzügigem Metallic-Effekt! Zumindest war das Aaron Barchecks Ansatz bei dieser Schönheit namens „GT-1“. Aber das ist nicht etwa einen ordinärer Bootslack mit metallischem Grund und jeder Menge Klarlackschichten. Vielmehr haben die Schwesterfirmen Spectrum Paint und Powder Works einen roten Lasurlack über mehrere Schichten transparenten und mit Metallflocken versehenen Klarlacks gelegt, um diesen bezaubernden Effekt zu erreichen. Um dann noch einen draufzulegen und zu beweisen, dass es genau so und nicht anders gelang, haben sie außerdem einen Farbverlauf in die oberste Schicht gezaubert. Respekt!

Die knallrote Zaubererfarbe ist vielleicht nicht jedermenschs Sache … Trotzdem empfehlen wir Aaron, ein Handtuch zu diesem Rad zu legen, denn bei seinem Anblick werden nicht wenige Leute sabbernd und mit offenem Mund erstarren ...

Pegoretti

Zu behaupten, dass Dario Pegoretti eine Rahmenbauer-Legende ist, wäre stark untertrieben. Er baute die Rahmen, mit denen die größten Namen des Sports die größten Rennen gewannen. Er tat das stets mit dem ihm eigenen Schwung und seinem einzigartigen künstlerischen Ausdrucksdrang.

Zu behaupten, dass Dario Pegoretti eine Rahmenbauer-Legende ist, wäre stark untertrieben. Er baute die Rahmen, mit denen die größten Namen des Sports die größten Rennen gewannen. Er tat das stets mit dem ihm eigenen Schwung und seinem einzigartigen künstlerischen Ausdrucksdrang.

Deswegen fühlte sich sein früher Tod im vergangenen Jahr an wie das Ende eines Zeitalters. Seine Familie und seine Freunde jedoch entschlossen sich, weiterhin Pegoretti-Räder zu bauen, mit demselben Anspruch an Details, Performance und Gestaltungsprinzipien, die Pegoretti selbst antrieben. Kontrastierend zu seinen paradiesvogelartigen Lackierungen und Veredelungen waren seine Rahmen schlicht und zelebrierten eine minimalistische Funktionalität voller Eleganz.
Dieses Rad ist ein Ehrerweisung an den Meister, die sein Vermächtnis in einem schnörkellosen, leichten Stahlrahmen würdigt, der mit einer heiteren, impressionistischen Lackierung und der kabellosen Schlichtheit der Sram Red eTap AXS erstrahlt. Gebaut wurde der Rahmen von Darios langjährigem Assistenten, Pietro Pietricola, in derselben Werkstatt in Verona. In den gestalterischen Elementen auf dem Rahmen finden sich Ringe, wie sie Weingläser etwa nach langen Abenden mit lebhaften Diskussionen auf Tischen hinterlassen würden. In die Ringe sind die Namen von berühmten Weinanbaugebieten Italiens geschrieben – so feiert das Rad nicht nur Dario Pegoretti, sondern auch dessen Heimat.

Squid

Das „Salariman“ von Squid verknüpft alle Elemente, die Squid … eben zu Squid machen. Das Rad wurde mit ihrer Lieblingstour vor Augen gebaut, einem langen Tag im Sattel in der Sierra Nevada, nahe dem Firmensitz in Sacramento. Es verkörpert zudem eine Herkunftsgeschichte, die Bezug nimmt auf die innige Verbindung des Unternehmens mit der japanischen Radsportszene.

Der Stahlrahmen wurde von Manabu Takahashi im Above Bike Store in Kawasaki in Japan gebaut. Wie alle Squids ist auch er von Hand lackiert. Die Beschriftung dieses Rads erinnert an historische Schriftzeichen und stammt vom Künstler Swamp Aki – der auch in den Fotos porträtiert ist. Squid-Mitgründer Chris Namba hinterließ sein Signé auf dem Rahmen, indem er das auffällige Steuerrohremblem in Form eines Comic-Tintenfischs zeichnete.

Watson Moots

Wie sieht das ultimative Rennlenker-Abenteuerrad aus? Dieses „Baxter“ von Moots mischt in der Kategorie sicher ganz vorn mit. Es wurde für John Watson gebaut, auch bekannt als The Radavist, seines Zeichens Profifotograf und Wüsten-Bikepacking-Abenteurer. Seinem Spitznamen folgend, können wir uns kaum ein abgefahren-moderneres und zugleich atavistischeres Rad als dieses vorstellen. Hier wurden die hydraulischen Schaltbremshebel der Sram Red eTap AXS mit dem kompletten Sram-Eagle-AXS-Antrieb mit 32er-Kettenblatt und 10-50er-Kassette an einem Titanrad kombiniert, das somit zum ideale Bikepacking-Fahrzeug avanciert. Als Sahnehäubchen in Sachen Bergabfahrspaß hat Watson eine Teleskopstütze (RockShox Reverb AXS mit 100 mm Drop und 30,9 mm Durchmesser) verbaut. Sie lässt sich durch den wegen des Einfachantriebs ohne Umwerfer unnötigen Doppelklicks der Schalthebel betätigen. Allein der Gedanke an dieses Deluxe-Abenteuer-Spaßgerät zaubert uns ein breites Grinsen ins Gesicht.

WH Bradford

Brad Hodges ist Profi-BMXer im Ruhestand und bringt in seinen Rädern einen kerzengeraden, faxenlosen Zugang zum Ausdruck. Aber er bringt auch eine verspielte, BMX-artige Draufgänger-Attitüde ein, die den Handwerker aus dem kalifornischen Sacramento zu einem perfekten Ansprechpartner für ungewöhnliche Konzepte macht. Das zeigt sich gut in diesem Renner mit Einfachantrieb, dessen unlackierter Rahmen gleichermaßen bewusst pragmatisch und ignorant-rabiat wirkt.

Wem das freche Weglassen von Farbe nun als schiere Faulheit erscheint, der möge einen genauen Blick auf das Unterrohr werfen: Das Logo „WH Bradford“ wurde mit höchster Sorgfalt in das Metall geätzt – in der typischen, gnadenlosen Schreibschrift. Falls das nun wieder zu schickimicki rüberkommt, gibt es ja noch das herrlich rostige Head-Badge, das extra für den Auftraggeber, einen Koch aus Sacramento, gestaltet wurde. Hodges geht es offenbar um die Balance der Feinheiten, die auch dieses Rad sehr speziell machen – aber eben nicht zu kostbar. Finden wir richtig spitze!